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07: Warum das Konzept "Personal Finance" überbewertet wird

Oder: Weswegen ich von Budgeting nichts halte & was ich stattdessen mache

Moin ✌🏼

in ein paar Tagen ist Weihnachten. Von uns bekommt ihr trotzdem die nächste Ausgabe.

In der heutigen Ausgabe:

  • was sich 2025 für deine Finanzen ändern wird

  • die drei besten Geld-Ziele für 2025

  • warum ich nichts von Budgeting halte

  • was ich stattdessen machen würde

  • welche Faktoren zu welcher Lebensphase am wichtigen sind

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Wie immer vorweg: Keiner unserer Inhalte stellt Finanz-, Rechts- oder Steuerberatung dar, sondern dient lediglich der Unterhaltung. Falls du mehr wissen willst, lies bitte unseren Disclaimer.

👀 Falls du die letzte Ausgabe 06 verpasst hast: Pascals Erfahrungen mit Budgeting

💸 DAS ändert sich 2025 aus finanzieller Sicht: Finanzfluss hat euch alle Änderungen in diesem Video zusammengefasst (Youtube)

📈 Die fünf wichtigsten Themen 2025: Einige der größten Trends des Jahres 2024 und ihre mögliche Entwicklung im nächsten Jahr (Chartr)

💰 Ist alles wirklich so einfach? Justin Welsh beschreibt meiner Meinung nach sehr gut, wie uns unsere Umwelt erzählt, dass erfolgreich werden ganz einfach sei (Blog)

🧰 To the Moon... und darüber hinaus? Der Status Quo der Kryptowährungen im Rückblick auf 2024 (Chartr)

💶 Die 3 besten Geld-Ziele für 2025: Vorsätze sind ja so eine Sache, aber diese drei solltest du dir auf jeden Fall vornehmen (Finanztip)

DEEP DIVE
Was ich von “Personal Finance” halte

Bevor wir hiermit starten, muss ich einmal sagen, dass ich mir zu fast jeder Zeit sicher war, eines Tages viel Geld zu verdienen. Ich kann nicht sagen, woher diese Gewissheit kam. Vielleicht kam es dadurch,

  • dass ich so viele mehr Bücher gelesen hatte als meine Peers,

  • vielleicht dadurch, dass mein Vater selbstständig war oder

  • vielleicht war es auch einfach nur ein Mantra, das ich mir immer wieder einredete.

In der Realität gab es jedenfalls nicht viele Hinweise, die in die Richtung zeigten…

Das Thema persönliche Finanzen ist hochindividuell. Ich erwische mich öfters dabei, so zu tun, als würde ich da total den Durchblick haben und irgendwelche Frameworks anwenden 🥸 well, I don’t.

Deswegen erspare ich euch irgendwelche Konzepte und teile mit euch meine wichtigsten, unkonventionellen Erkenntnisse aus den Jahren 20-32:

  1. Jung & arm: Baseline Budget kennen

  2. Berufseinstieg: Fokus auf eine finanziell lukrative Karriere setzen

  3. High-Performer werden: Praktisches Wissen in drei Bereichen aufbauen

Quelle: tenor.com - Lets Goo GIF

1/ Jung & arm: Budgeting - braucht man das wirklich?

Unpopuläre Meinung: Ich halte von budgetieren nichts. Für mich sind Gewohnheiten das deutlich bessere Werkzeug, um sicher über die Zeit zu sparen. Dazu später mehr.

Budgeting ist für mich Teil des Static Mindsets. Sein Leben in Kategorien einteilen, die Kategorien mit einer Summe beziffern und dann immer checken, inwiefern man diese einhält oder nicht. Das Leben - jedenfalls meines - funktioniert meiner Erfahrung nach nicht so; leben ist dynamisch.

Quelle: tenor.com - Bruce Lee Be Water GIF

Es gibt nur 2,5 Sachen, die ich empfehlen würde:
  • 1: Definiert für euch, wie hoch euer maximaler Mietanteil am Einkommen sein soll (Link zu Quellen dazu)

  • 2: Stellt einen Dauerauftrag ein, durch den jeden Monat ein Teil eures Einkommens auf ein Tagesgeldkonto überwiesen wird, das ihr nicht anrührt (Finanztip Empfehlungen, aber ich nutze hier das Konto von TradeRepublic)

  • 2,5: Wenn ihr 50.000 € zusammen habt, ändern den Dauerauftrag und investiert ihn stattdessen in einen breit gestreuten ETF (ich nutze den MSCI World bei TradeRepublic dafür)

That’s it. Alles Andere ist für mich eine Überkomplexisierung einiger zentraler Fragen, die man mit sich selbst ausmachen muss:

  • Wie und wo möchte ich wohnen?

  • Wie oft gehe ich pro Woche essen bzw. bestelle online?

  • Was und wo kaufe ich ein?

  • Wie oft fahre ich in den Urlaub?

  • Auf welchem Niveau fahre ich in den Urlaub?

Du hast also nie ein Haushaltsbuch geführt, du Lümmel?

Durch mein schlechtes Abitur und einiger anderer Faktoren startete ich meine 20er mit einem ordentlichen Minderwertigkeitskomplex (oder engl. chip on my shoulder). Kompensierend fing ich an, mich stark in Selbsthilfebücher zu graben. Ein Mantra ist dadurch bei mir hängengeblieben: “Du musst in dich investieren.” Das habe ich mein Leben lang verfolgt, denn niemand hat gesagt, ich solle ein Haushaltsbuch führen (stimmt nicht ganz - Props an Ramit Sethi und ja, weiß: eventuell Hindsight Bias).

Tatsächlich ist das Einzige, was ich damals im Studium einmal gemacht habe, meine Haushaltsausgaben drei Monate zu notieren. Dadurch wusste ich ungefähr, was ich für Einkäufe sowie für das Ausgehen ausgab, was ich die nächsten fünf Jahre kaum anpassen musste. Das war mir damals wichtig, weil ich einfach viel Zeit und wenig Geld hatte.

Aber du hast doch sicher einen Notgroschen aufgebaut?

Anderen würde ich auf jeden Fall empfehlen einen Notgroschen aufzubauen. Am einfachsten geht dies natürlich, wenn man wirklich zwei getrennte Konten anlegt und von dem einen jeden Monat bei der Ankunft einer Einkunft einen prozentualen Anteil weg überweist.

Ich selbst habe das erste Mal einen Notgroschen mit 28 Jahren aufgebaut. Dabei sollte erwähnt sein, dass ich das nicht bewusst gemacht habe, sondern lediglich viel mehr Geld verdiente, als ich ausgab, da meine Gewohnheiten (s. oben) weiterhin dieselbigen waren.

Noch dazu hatte der besagte Notgroschen - wie bereits hier in dieser Ausgabe unter 2/ erwähnt - überhaupt nicht mehr zu meiner Risikosituation gepasst, weswegen der sehr schnell wieder weg war.

Also trackst du gar nichts?

Doch. Inzwischen tracke ich mein Vermögen auf monatlicher Basis. Nicht aus prolligen Gründen natürlich…

Quelle: tenor.com - Chris Brown Look GIF

Aber mir ist wichtig aufgrund der Erfahrung mit meiner ersten Haussanierung grob zu wissen, wie viel Cash ich notfalls zur Verfügung habe sowie meine Debt-to-Assets-Ratio im Blick zu behalten, weil es in den siebenstelligen Bereich geht.

Wie viel ich monatlich oder sogar jährlich ausgebe? Keine Ahnung. Privileg? Jo.

Aber Finanzbildung - das war mir wichtig

Es ist einfach wichtig, sich frühzeitig ein Basiswissen über Finanzen anzulesen. Egal, ob es gute oder schlechte Bücher sind: Einfach ein paar Bücher kaufen und lesen.

2/ Berufseinstieg: Richtige Branche wählen

Wir kennen es alle: Als wir junge Erwachsene waren, hat uns jeder mit der gleichen Frage genervt: “Weißt du schon, was du später mal beruflich machen möchtest?”

Hey du junger Mensch, der noch nichts von der Welt gesehen, geschweige denn in ihr gearbeitet hat (oder maximal in der Gastro): Willst du dich zwischen 100.000 Jobs nicht entscheiden?

Random Bekannter der Familie

Quelle: tenor.com - Fuck Fuck You GIF

Na ja, auf jeden Fall ist es recht klar, wofür man sich entscheiden sollte, wenn man relativ sicher gutes Geld verdienen möchte: in die Wirtschaft gehen, wenn man ein bisschen Risikoaffinität mitbringt und Beamter werden, wenn man Sicherheit über Renditepotential präferiert. Noch spezifischer würde ich sagen: Mach etwas mit Maschinenbau/IT bzw. Ingenieurswesen oder werde Lehrer (mir ist klar, dass ich hier sehr sehr stark vereinfache).

Dazu bediene ich mich einmal Scott Galloway’s Darstellung, die zwar auch ihre Schwächen hat (Berater sein ist sexy UND lukrativ), aber es gut auf den Punkt bringt:

Quelle: youtube.com (Klick für 150 Sek. Video)

Ich z. B. habe BWL im Bachelor an einer völlig irrelevanten Universität studiert, aber meine Neugierde schnell Richtung IT gerichtet. Guess what, wo ich jetzt arbeite? Genau, in der IT, weil es nach x Jahren Berufserfahrung keinen interessiert, was du studiert hast.

Aber dazu in einer speziellen Ausgabe mehr!

3/ High-Performer werden: Die drei großen Bausteine

Nachdem die obigen Themen abgehakt sind, geht es erst richtig los. Drei Bereiche entscheiden in der zweiten Hälfte der 20er sowie in den 30ern darüber, ob man frühzeitig in die privilegierte Situation kommt, Vermögen aufzubauen:

  1. Frühe, regelmäßige Karriere- sowie damit verbundene Einkommens- aber vor allem Ausgabensprünge

  2. Investitionen in den Kapitalmarkt

  3. Investitionen in Immobilien

Jobs wechseln für mehr Einkommen?

Quelle: mckinsey.com - Human capital at work

Laut einer McKinsey-Studie können Job-Wechsler von einer Einkommenssteigerung von bis zu 30 % profitieren. Meine Partnerin wurde z. B. dieses Jahr gekündigt und hat bei ihrem neuen (aktuellen) Job knap 20 % mehr bekommen.

ABER: Das kommt natürlich auch stark auf die Marktphase an. Bekannte Selbstständige erzählen mir z. B., dass sie seit über vier Monaten auf der Suche nach einem neuen Projekt seien. Deswegen gehört sicher auch das nötige Glück dazu.

Mehr Geld = mehr Ausgaben?

Und jetzt ergibt es meiner Meinung nach erst Sinn, sich wirklich mit persönlichen Finanzen auseinanderzusetzen. Warum? Wenn man anfängt, mehr Geld zu verdienen, schleicht sich der Lifestyle Creep ein.

Quelle: thehellyeahgroup.com (Artikel verlinkt)

Hier stößt Budgeting meiner Meinung nach an seine Grenzen. Gibt es Leute, die beim Ausgehen knauserig sind? Sicherlich, aber wie viele Leute riskieren wirklich ihren Status in einer Gruppe, weil sie an ihr Budget denken?

Gewohnheiten bzw. prinzipielle Entscheidungsmuster helfen hier mehr. Was ich damit mein anhand einiger Beispiele:

  • Wenn ich nur 1x/Woche ausgehe, kann ich auch etwas teurer konsumieren

  • Wenn ich 80% meiner Klamotten bei Vinted kaufe, kann ich mir auch einen teuren Pulli leisten

  • Wenn ich meine Möbel behalte, kann ich mir eine teurere Miete leisten

  • Wenn ich 80% der Abende Kartoffeln esse, kann ich mir 1x/Woche auch Essen bestellen

Wichtig ist hier ehrlich mit sich selbst zu sein: Natürlich steigen Ausgaben mit zusätzlichem Einkommen. Die Gewohnheiten sollen lediglich dafür sorgen, dass du verzögert deine Ausgaben erhöhst, damit du quasi zwei Einkommensstufen gegenüber deinen Ausgabenstufen weiter bist.

Investitionen: Frühe ETF-Sparplan und Immobilie sind ein Muss

Wie wir euch in der Zukunft noch erklären werden, sind Immobilien der sicherste Weg in ca. 10 Jahren ein Vermögen aufzubauen, das lebensverändernd ist. Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtig, möglichst früh Immobilien zu kaufen, die sich selbst über die Mieten abbezahlen.

Aber auch ein ETF-Sparplan gehört zum absoluten MUSS für den langfristigen Vermögensaufbau. Im unten dargestellten Renditedreieck stehen beispielsweise die jährlichen Renditen nach Inflation und Steuern:

Quelle: reddit.com - u/TopBigfootDancer im r/Finanzen

Wenn man einen weltweiten, breit gestreuten ETF über 15 Jahre gehalten hat, hat man nie Verlust gemacht. Außerdem macht man Gebrauch vom Zinseszinseffekt, den man mit Arbeit nicht schlagen kann.

Lasst uns die gewöhnlich genannte 8% jährliche Brutto-Rendite anhand zweier Beispiele von fixer Summe vs. monatlichem Sparplan analysieren, um den Zinseszinseffekts in eurem Vermögensaufbau zu demonstrieren.

Beispiel 1: Eine Einmalanlage von 10.000€
  • Nach einem Jahr: Euer Vermögen wächst auf 10.800€ (+800€)

  • Nach fünf Jahren: Ihr erreicht 14.693€ (+4.693€)

  • Nach zehn Jahren: Euer Investment steigt auf 21.589€ (+11.589€)

  • Nach 20 Jahren: Ihr besitzt 46.610€ (+36.610€)

Diese Progression zeigt die Dynamik des exponentiellen Wachstums: In den ersten 10 Jahren verdient Ihr 11.589€, in den zweiten 10 Jahren bereits 25.021€ zusätzlich.

Beispiel 2: Eine monatliche Sparrate von 300€
  • Nach einem Jahr: Ihr habt 3.723€ (Eure Einzahlung: 3.600€, Euer Gewinn: 123€)

  • Nach fünf Jahren: Euer Vermögen erreicht 20.991€ (Einzahlung: 18.000€, Gewinn: 2.991€)

  • Nach zehn Jahren: Ihr besitzt 48.645€ (Einzahlung: 36.000€, Gewinn: 12.645€)

  • Nach 20 Jahren: Euer Vermögen wächst auf 147.955€ (Einzahlung: 72.000€, Gewinn: 75.955€)

Wenn ihr Lust habt, selbst ein wenig mit den Zahlen zu spielen, empfehle ich euch diesen Renditerechner.

OUTRO
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